Dr. Anton von Gasteiger zu Rabenstein und Kobach | Villanders | Süd-Tirol CD Mut zur Treue kaufen
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Grundzüge der Geschichte von Villanders - Gemeinde, Pfarre, Schützen

Auch zum Gedenken an den Verlust der „Frag“ vor 80 Jahren.
 
Von  Franz – Heinz von Hye
 
Die Voraussetzung für diese Schützen-Chronik war und ist die höchst dramatische Tatsache, dass es weder dem italienischen Faschismus noch dem mit den Faschisten verbündeten deutschen Nationalsozialismus gelungen ist, die deutsche Volksgruppe aus Südtirol zu eliminieren.
 
Die Politik der Italianisierung – maßgeblich unterstützt durch die zwischen dem Deutschen Reich und Italien beschlossene Berliner Vereinbarung vom 23. Juni 1939 mit dem Ziel der Option, wonach sich die Südtiroler zur Auswanderung entschließen bzw. für die Auswanderung aus ihrer Tiroler Heimat optieren, – diese Politik war schwächer als Südtirol! Südtirol hat überlebt!
 
Zu den grundlegenden Aufgaben und Zielen der Tiroler und damit auch der Villanderer Schützen zählt bekanntlich die Pflege der geistigen und kulturellen Einheit des Landes Tirol.
Konkret heißt dies, dass es heute eine Aufgabe der Schützen ist, die Geschichte und die Spuren der Tiroler Vergangenheit am Ort für die Zukunft lebendig zu erhalten, zu pflegen, – und eben zu schützen!
Wie sehr die Villanderer Schützen dieser Aufgabe in den fünf Jahrzehnten ihres Wiederbestehens nachgekommen sind und permanent gerecht werden, zeigt ein Blick auf die vielen Kirchen- und Kapellenrestaurierungen, Wetterkreuz-Erneuerungen etc. die sie namentlich in den letzten fast 30 Jahren vollbracht und geleistet haben.

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Die Aufgabe der Kulturerhaltung und -pflege ist allerdings wie ein Fass ohne Boden und verlangt immer wieder von Neuem vollen Einsatz. In besonderer Weise gilt dies von einem Ort wie Villanders, der eine reiche Fülle von historischen Gedenkstätten von der Vor- und Frühgeschichte bis zur Gegenwart aufzuweisen und zu erhalten hat.
Archäologische Funde bereits aus dem 6. Jahrtausend v. Chr. auf der Hangterrasse unter dem Gemeinde- bzw. Gemeinschaftshaus des Dorfes weisen darauf hin, dass der Mensch schon sehr früh die angenehme Sonnenlage des Villanderer Gemeindegebietes genutzt hat. Besonders bekannt sind die vorgeschichtlichen Kultplätze in der Hochregion der Gemeinde beim „Glatzner Knott“, bei den drei Seen hinter dem Totenkirchl – sowie der Menhir von Ums.[1]


 

In der Römerzeit entstand die erste Talstraße unten beim Eisack:
Eindrucksvolles Zeugnis für diesen ersten Straßenbau vom Bozner Becken hinauf zum Becken von Brixen ist der Meilenstein von Blumau aus dem Jahr 312 n. Chr.[1]
Diese Straße diente jedoch nicht nur als militärische Nachschublinie sondern – ungewollt – vor allem auch als Schiene der Christianisierung der Bewohner der Talschaften an Eisack und Rienz, Sill und Inn, welche vom Patriarchat von Aquileia und von den Bischöfen von Trient ausgegangen ist.[2] Erstes sichtbares Zeichen dieser Missionierung war die Errichtung des Bischofssitzes auf Säben unmittelbar nördlich oberhalb des Thinnebachs, der bis 1818 die ursprüngliche nördliche Grenze der Diözese Trient gebildet hat.


 
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Dementsprechend war daher die Alt-Pfarre Villanders mit ihrer St.Stefans-Pfarrkirche bis 1818 die nördlichste Pfarre der Diözese Trient.[1] Wiewohl die Pfarre urkundlich erst seit dem 13. Jahrhundert nachweisbar ist[2], so weisen doch einerseits das St.Stephanus-Patrozinium als auch der Umstand, dass Barbian ursprünglich eine Filiale von Villanders war, auf das höhere Alter von Villanders als Mutterpfarre hin.[3] Nach Karl Gruber ist von der im 12. Jahrhundert erbauten Vorgängerkirche der heutigen St. Stefans-Pfarrkirche noch der Glockenturm (ohne den spätgotischen Spitzhelm) erhalten.[4] Besondere Erwähnung verdient auch die im Jahre 1344 geweihte, zweigeschossige St. Michaelskirche neben dem Friedhofseingang.
So wie die fürstbischöflich-brixnerische Stadt Klausen seit ca. 1220 planmäßig als Grenzstadt errichtet wurde[5], bildete die Frag seit dem Ende des 13. Jahrhunderts die tirolisch-landesfürstliche Grenzstation an der gemeinsamen Grenze am Thinnebach.
Mit der Aufhebung des geistlichen Fürstentums Brixen im Jahre 1803 wurde aus dieser „Staatsgrenze“ zwischen zwei Reichsfürstentümern, nämlich zwischen Tirol und Brixen, eine einfache Gemeindegrenze.
Der unmittelbar an dieser Grenze gelegene bis 1929 zu Villanders gehörende Ortsteil der „Frag“ bildete übrigens durch Jahrhunderte die politisch und wirtschaftlich wichtigste Fraktion der Gemeinde.
Hier in der Frag, an der alten Reichsstraße, befanden sich – wie u.a. einem Plan von 1533 im Tiroler Landesarchiv zu entnehmen ist – die großen Erzkästen des Pfunderer Bergbaus der Tiroler Landesfürsten und der Großunternehmer, wie der Fugger, der Baumgartner und der Stöckl etc.[6],
Hier in der Frag konnte die spanische Königin Anna Maria von der Pfalz, die Witwe nach dem letzten habsburgischen König von Spanien, das unterdessen wieder aufgelassene Kapuzinerkloster mit dem berühmten „Loretoschatz“ begründen und anlegen[7],
Hier in der Frag befand sich aber auch das Hochgericht des tirolisch-landesfürstlichen Landgerichtes Villanders, genannt der „Köpfplatz“.[8] In der Frag befinden sich überdies auch die adeligen Ansitze Ansheim, Friedburg, Mayrheim, Fragsburg und Neidegg.[9]


 
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All dies zeigt mit aller Deutlichkeit, wo einst der politisch–wirtschaftlich und kulturelle Schwerpunkt der Gemeinde Villanders gelegen ist, – nämlich in der Frag!
Die Frage, aus welchem Grunde die Frag im Jahre 1929, also in der Zeit der faschistischen Herrschaft, von Villanders abgetrennt und nach Klausen eingemeindet worden ist, müsste vielleicht einmal eingehend untersucht werden.
Dabei fällt jedenfalls auf, dass im Falle der Frag nur ein Ortsteil umgemeindet worden ist, während es sonst üblich war, jeweils die ganze Gemeinde um- bzw. einzugemeinden.
Als Beispiele hierzu mögen die Eingemeindungen nach Bozen, Meran und Bruneck, aber auch die Eingemeindungen von Gufidaun, Latzfons und Feldthurns[1] nach Klausen in Erinnerung gebracht werden.[2]


 
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Mit der Erwähnung des Hochgerichtes und des Köpfplatzes in der Frag wurde ein weiteres wichtiges Kapitel in der Geschichte von Villanders angesprochen:
Es ist das Faktum, dass Villanders gemeinsam mit Barbian ein eigenes Landgericht gebildet hat.[1] Und zu den Befugnissen des Landrichters bzw. des Landgerichtes gehörte eben auch das Hochgericht, das Gericht über Blut und Leben.
Zur Kompetenz des Landgerichtes gehörte aber vor allem auch die lokale Organisation der Landesverteidigung. Im Falle von Villanders und Barbian betraf dies die Aufstellung der örtlichen Aufgebotsmannschaft, die Durchführung von Musterungen und den Betrieb eines eigenen Landgerichts-Schießstandes.


 
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Jede Musterung war verbunden mit der schriftlichen Protokollierung der angetretenen Mannschaft: Leider konnten bisher die betreffenden Standeslisten für Villanders nicht in Erfahrung gebracht werden, wiewohl in der Literatur allein für das Jahr 1809 für Villanders von Mannschaftsdaten bzw. Standeslisten mehrerer Kompanien berichtet wird.[1]

Die verfassungsmäßige Basis der Musterung sowie eines jeden Aufgebotes bildete das sogenannte „Tiroler Landlibell“, welches einvernehmlich im Jahre 1511 zwischen Kaiser Maximilian I. und den Tiroler Landständen vereinbart und beschlossen worden ist.
Abgesehen von diversen Änderungen und Novellierungen war diese Landesverteidigungsordnung als Teil der Tiroler Landesverfassung in Geltung bis zum Ende des Ersten Weltkrieges, d.h. bis zur Teilung des Landes nach 1918.
 
Die Einberufung zu den Waffen erfolgte auf der Grundlage der allgemeinen Wehrpflicht, betraf jedoch nur die wehrhaften Männer.
Besonders hervorzuheben ist dabei, dass die Einberufung gemäß den Bestimmungen des Landlibells nur zum Zwecke der Verteidigung des eigenen Landes, d.h. der Grafschaft Tirol erfolgen durfte. Je nach der Größe der drohenden Gefahr erfolgte die Einberufung in drei Kategorien. Bei höchster Landesnot wurde das letzte Aufgebot zu den Waffen gerufen. Dazu bediente man sich auch der Kreidfeuer, um in kürzester Zeit alle Landesverteidiger zu ihren Sammelplätzen zu rufen.[2]
Im Bereich von Villanders befanden sich solche Kreid- oder Alarmfeuerplätze lediglich in der Nachbarschaft bei der Trostburg und auf Säben.
Die wichtigste Ausbildungsstätte der Landesverteidiger war der Schießstand. Dieser befand sich im Landgericht Villanders nicht immer an der gleichen Stelle.
Johann Jakob Staffler, dieser sehr verlässliche Landes-Topograph, verzeichnet in seinem 1846 erschienenen Standardwerk den „privilegierten“ Villanderer Gerichts-Schießstand in Barbian, oberhalb von der Zollstation Kollmann.[3] Es war mir jedoch leider bisher nicht möglich den Standort dieses ehemaligen Schießstandes in Erfahrung zu bringen.
In den Katastermappen von Villanders und Barbian von 1855 sucht man im Gegensatz zu Staffler vergeblich nach einem Schießstand.
Im „Hauptbuch“ des „Grundbuchamtes Klausen“ findet sich jedoch auf dem betreffenden Mappenblatt von Villanders dieser Schießstand auf der Bauparzelle 602 links des Zargenbaches bzw. unterhalb der Straße von Sauders hinunter zum Talboden. Die betreffende Eintragung ist sehr präzise und umfasst neben dem Schießstandsgebäude selbst auch Angaben über zwei Fußwege, die zu den Scheibenständen führten. Die Distanz zu den Scheiben betrug 200 Schritte. Weiters werden angeführt die Grundstücke zwischen dem Schießstand und der Scheibe. Sie werden sinnvoller Weise „Überschießen“ genannt, zumal man über dieses Grundstück hinweg auf die Scheiben geschossen hat. Ebenfalls im Katasteramt von Klausen ist der Schießstand beim "Glatzner-Graben" eingetragen, mit den gleichen Rechten.
Endlich gehörte zum Schießstand auch ein „Geschoßfang hinter den Scheibenständen“ – wahrscheinlich handelte es sich dabei um eine entsprechend schussfeste Mauer.
 
Nicht wenige Villanderer haben nicht nur am Schießstand ihre Wehrtüchtigkeit erprobt und verbessert, viele mussten dann auch in den Kriegen von 1703, 1796/97 und vor allem in der Erhebung Tirols gegen Bayern und Frankreich in den Jahren 1809 /10 in den damaligen Kämpfen ihren Mann stellen. Manch einer ist dabei auch gefallen. Besonders bitter war überdies, dass zahlreiche Tiroler nach 1809 im Feldzug Napoleons gegen Russland 1812/14 als bayerische Soldaten den Tod gefunden haben.


 
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In diesem Zusammenhang ist besonders anzumerken, dass sich die Schützenkompanie Villanders bereits beim ersten Einfall Napoleons in Tirol im Jahre 1796/97 mutig geschlagen hat. Die Schützenkompanie von Villanders und ihr damaliger Hauptmann, Johann Solderer, sind daher für ihren heldenhaften Einsatz auch ausgezeichnet worden: der Hauptmann mit der großen Tapferkeitsmedaille. Leider ist Hauptmann Solderer bereits wenig später am 2. März 1797 bei Kämpfen im Eisacktal gefallen.[1] Aus Urkunden und alten Schriften spricht man von musterhaften Auszeichnungen, die die tapfere Schützenkompanie Villanders erhielt, die besonders mit Kraft und Entschlossenheit für die Wiedervereinigung mitwirkte. Zugesprochen wurden ihnen goldene Ehrenmedaillen: 4 große, 1 an die Schützenfahne und 6 kleine Ehrenmedaillen. Die tapfere „Weiberwacht“ zu Villanders sowie der Pfarrmesner erhielten ein Belobigungsdekret auf Pergament, dass das allerhöchste landesfürstliche Wohlgefallen zu erkennen gibt. Das Berggericht Villanders erhielt ein Belobigungsdekret sowie die große Ehrenmedaille.


 
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Die bekanntesten Kommandanten der Villanderer im Kriegsjahr 1809 waren dann die Hauptleute Dr.iur. Anton von Gasteiger zu Rabenstein und Kobach, Dr. Sebastian Josef Mayrhofer sowie als Feldkaplan der Villanderer Kooperator Johann Gruber.
 
Hauptmann Gasteiger befehligte bei der ersten und zweiten Bergisel-Schlacht am 25. und 29. Mai ein Villanderer Aufgebot von 220 Mann.
Josef Mayrhofer führte die Villanderer Schützen sowohl bei den Kämpfen in der Sachsenklemme am 4. bis 7. August sowie auch eine Woche später bei der siegreichen dritten Bergisel-Schlacht am 13. August 1809. An den Kämpfen in der sogenannten Sachsenklemme (zwischen Sterzing und dem heutigen Ort Franzenfeste) beteiligten sich auch viele Villanderer. Alois Erlacher befehligte 141, Josef Gasser 139, Jakob Mehlhofer 119 und Christoph Wenter 129. Und über den 519 bestehenden Sturmhaufen vom Gerichte Villanders hatte Sebastian J. Majrhofer das Oberkommando.
Dem Feldkuraten Gruber verdanken wir überdies wichtige Berichte über die genannten Kämpfe.
In Villanders bestanden jedoch nicht nur die erwähnten Kompanien der üblichen Landesschützen sondern zusätzlich – ähnlich wie in Schwaz – auch ein Aufgebot der Bergknappen.

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Es waren dies die Bergwerksknappen des Erzbergbaues im Thinnebachtal, die sogar noch im Jahre 1866 im Rahmen des Landsturms an die Tiroler Südgrenze abkommandiert worden sind.
Eben wegen dieser Erzbergbaue kam es in den früheren Jahrhunderten – vor 1803 – häufig zu Auseinandersetzungen zwischen der Tiroler Bergverwaltung und dem eben im Jahre 1803 aufgehobenen geistlichen Fürstentum Brixen. Die Grenze zwischen diesen beiden Territorien bildeten – wie schon oben erwähnt – der Thinnebach und die Hochfläche von Guflreith, wo noch heute eine Reihe von Grenzsteinen an diese einstige Erz-schwere Grenze erinnern.[1]
Das einstige Bergwerk wird heute als Schau-Bergwerk bzw. Tourismus-Attraktion geführt. Weitere Bergbau-Erinnerungsstätten sind einerseits das bekannte, von den Villanderer Bergwerksknappen gestiftete Marienfenster in der St. Stefans-Pfarrkirche[2] sowie andererseits die Knappenkirche zur hl. Anna in Rotlahn.[3]
Ungeachtet der erwähnten einstigen Streitigkeiten und Spannungen war das Fürstentum Brixen jedoch – gemäß den Vereinbarungen im Tiroler Landlibell von 1511 – hinsichtlich der Landesverteidigung bereits vor der Vereinigung des Fürstentums Brixen mit der Grafschaft Tirol mit derselben verbündet.
An die einstige Grenze zwischen beiden erinnern übrigens nicht nur die Grenzsteine auf Guflreith, sondern auch im Talbereich ein Grenzstein von 1756 in Gestalt eines Marmorreliefs auf der Frager Seite des Thinnebaches: Er zeigt links d.h. auf der südlichen Seite das Wappen des Fürstbischofs von Trient, und auf seiner rechten Seite das Wappen des Fürstbischofs von Brixen. Beide Wappen zeigen sowohl den bischöflichen Hirtenstab als auch das Schwert der Reichsfürsten.[4]


 
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Es war selbstverständlich diese Grenzsituation, die auf der Brixner Seite – wie schon oben bemerkt – zur Anlage der befestigten Zollstation und Stadt Klausen geführt und auf der Villanderer Seite den Anlass zum Bau von zwei Grenzbefestigungen geliefert hat. Beide sind noch heute als solche einigermaßen erkennbar.
Die obere dieser beiden befestigten Plätze war der bestehende Ansitz „Gravetsch“, der heute als Bauernhof den Hofnamen „Gschloß“ führt.[1] Diese Burg war höchstwahrscheinlich die ursprüngliche Heimat der Edelherren von Villanders[2], von denen wiederum die späteren Grafen Wolkenstein abstammen.[3]
Die andere Grenzbefestigung befand sich auf dem Hügel, genannt „Bergl“ in der Frag beim ehemaligen Kapuzinerkloster oberhalb des Eisackufers. Der bereits oben zitierte Plan von 1533 erwähnt hier noch ausdrücklich „ain Haus aufm Pichl“, welches ursprünglich wohl ein „festes Haus“ gewesen ist.




 
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Auch nach den Tiroler Freiheitskriegen wurde das Schützenwesen in Villanders gefördert und hochgehalten. Die Schützen übten sich im Schießen in den k.u.k. Gemeinschaftsschießständen im Blabach und Zargenbachgraben.

 

1906 kaufte Franz Rabensteiner, Peterwirt (1858–1932), dem damaligen Schützenverein Villanders eine neue Fahne. Diese wurde am 27. Mai desselben Jahres feierlich eingeweiht, Fahnenpatin war Maria Egger Rabensteiner, Peterwirtin. Ob damals Johann Rabensteiner, Tasch, noch Hauptmann war, kann man nicht mit Sicherheit sagen, sicher ist aber, dass er, 1902 Hauptmann und ein gewisser Kußtatscher, Hoandl, Fähnrich der Kompanie war.
 
Im Ersten Weltkrieg kämpften Männer aus Villanders sowohl im Verband der Tiroler Kaiserjäger als auch der Tiroler Landes- bzw. Kaiserschützen

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Nicht zuletzt ist auch jener Villanderer Standschützen zu gedenken, die im Rahmen des Standschützenbataillons Klausen in Judikarien die Tiroler Südgrenze erfolgreich verteidigt haben und wo sie ihre Stellung bis Kriegsende hielten.
 
In dem Österreich aufgezwungenen Vertrag von St. Germain 1919 wurde Südtirol bekanntlich dem Königreich Italien zugeteilt.
Drei Jahre später 1922 übernahmen die Faschisten die Macht in Italien: Dies sollte das Ende des Schützenwesens in Südtirol bedeuten.

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 Dem Mut des Villanderer Pfarrers Jakob Bertagnolli ist es zu verdanken, dass damals sowohl die Schützenfahne als auch die Veteranenfahne vom damaligen Mesner Johann Egger und seinem Sohn Lorenz auf dem Gewölbe der Pfarrkirche sicher versteckt werden konnten. 
 
 
 

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Als 21 Jahre später, im Jahre 1943, als nach dem Sturz Mussolinis Südtirol unter deutsche Verwaltung gestellt worden war, schien es, als würde dies eine Erneuerung des Schützenwesens bedeuten. Tatsächlich erfolgte 1944 vorübergehend die Errichtung einer Schützenkompanie in Villanders, die an Festen in Klausen, Brixen und Innsbruck teilnahm.



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Im Frühjahr 1946 war es dann Johann Senn, Tengg in Sauders, der bereits 1945 damit begonnen hat, eine tatsächliche neue Villanderer Schützenkompanie aufzubauen. Jene Männer waren: Hauptmann Johann Senn, Tengg; Fähnrich Peter Gasser, Gonn-Peter; Johann Augschöll, Röck; Johann Brunner, Klammer; Josef Brunner, Oberrainer; Josef Gasser, Gonn; Johann Rabensteiner, Dillersohn; und Peter Rabensteiner, Patschiller.
 
Das erste Auftreten der Kompanie erfolgte alsbald bei Prozessionen und anderen Festlichkeiten, die dadurch wieder eine patriotische Tiroler Note erhielten. Dass die Schützen damals symbolisch nur mit hölzernen Hellebarden ausgerüstet waren, war dem erfreulichen Faktum des Wiedererstehens in keiner Weise abträglich: Das Tragen von Waffen war den Südtiroler Schützen bekanntlich bis zum Jahre 2000 untersagt.
 
Trotz aller Schwierigkeiten und Behinderungen unter der Ära des Postfaschismus kam es am 2. März 1958 zur Gründung des Südtiroler Schützenbundes. An diesem denkwürdigen Gründungsakt haben auch vier Villanderer Schützen teilgenommen, nämlich:
- Johann Kusstatscher, Oberpfleger,
- Lorenz Egger, Mesner,
- Johann Gasser, Huber,
- und Peter Gasser, Gonn-Peter.
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Die offizielle Wiedergründung der Schützenkompanie Villanders folgte dann am 28. September 1958.
Ein Jahr nach der Neu-Gründung marschierte die Schützenkompanie Villanders bereits in stolzer Formation beim Festzug der 150-Jahrfeier 1809–1959 am 13. September 1959 in Innsbruck unter Hauptmann Johann Kusstatscher, Oberpfleger, mit.

 


 
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50 Jahre zuvor waren die Villanderer noch im Festzug des Gedenkjahres 1809–1909 vor dem Österreichischen Kaiser Franz Josef I. vorbeigezogen!

Nur 50 Jahre lagen zwischen diesen beiden Gedenkfeiern, doch wie viel hat sich in diesen 50 Jahren verändert und ereignet. Zwei Weltkriege haben wir überlebt. Die Südtirol-feindlichen Ideologien des Faschismus und des Nationalsozialismus sind an unserem Tiroler Heimatbewusstsein abgeprallt.
Mit Mut und Zuversicht können wir daher in die Zukunft blicken – mit der festen Überzeugung, dass sich Tirol auch in Zukunft gegen alle feindlichen Kräfte behaupten wird.


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Eine besondere Freude im Rahmen der Jubiläumsfeier der Neugründung der Kompanie 1958–2008 bedeutete es, dass von den ersten Hauptleuten der wieder errichteten Kompanie der Ehrenhauptmann und Alt-Bürgermeister Hans Winkler unter uns weilen konnte. Ebenso war es eine große Freude, dass vier Gründungsmitglieder geehrt werden konnten: Ehm. Hans Winkler, EOlt. Peter Gasser, Elt. Peter Brunner und Elt. Johann Rabensteiner.


Anhang
 
In Ergänzung zum oben veröffentlichten Jubiläums-Vortrag hat der Verfasser zusätzlich auf der Grundlage der Sterbe- bzw. Totenbücher der Pfarre Villanders ein Verzeichnis aller im Rahmen der Tiroler Freiheitskriege gefallenen Angehörigen der Gemeinde Villanders sowie jener auswärtigen Personen zusammengestellt, die damals im Verlauf der kriegerischen Ereignisse in Villanders gefallen sind:
 
Totenbuch III.:
 
1796 September 13: Johann Huss, Fuhrknecht, gebürtig von Wien, „van triten Bataglion,
                        Unteroffizier, 18 Jahr alt, „in Wasser, nemlich in Eisackh untergangen.“
1797 März 24: Johannes Ramoner, Villanders – Haus Nr. 237 „ Mayrhaim“, 63 Jahre alt
                        „occisus a Gallis“ (zu deutsch: getötet von Franzosen).[27]
1797 März 24: Joseph Kainzwaldner ( Kuenzwaldner ), Villanders – Haus Nr.244 „Mutner“,
                        62 Jahre alt, „occisus a Gallis“.[28]
1797 März 24: Georg Gasser, Villanders – „Pschnickher“, 25 Jahre alt,
                        „occisus a Gallis.[29]
1797 März 24: Andreas Untermarsoner, Villanders – kalten Kelderer, 67 Jahre alt,
                        „occisus a Gallis in Bschnackher Graben“.[30]
1797: Sölderer Josef, Hauptmann, verstorben in Bozen „a. d. erhalt. Wunden“
1798 April   8: Dominik Olitsch, (österr.) Oberleutnant im Regiment Wenzel Colloredo,
                         gebürtig aus Troppau in Schlesien.
1799 November 30: Pfraumer Peter (oder Georg), Kollmann, 26 Jahre alt, verstorben in                            Verona.
1809 August 4: Joseph Kainzwaldner, Villanders – Haus Nr. 5 „Mangger“, 24 Jahre alt,  
                         Mangger Sohn, „occisus a Bavarico hoste, sepultus in Aicha“.
1809 August 5: Petrus Schmalzl d.J., Sohn des Johann Schmaltzl, Villanders – Haus
                         Nr. 142 „Trenner“, 30 Jahre alt, „pro patria occisus ab hoste nempe  Bavarus
                         et sepultus in Faren“ (zu deutsch: für das Vaterland getötet von einem
                         baierischen Feind und begraben in Vahrn ).
1809 August 5: Stephan Jos. Untermarzoner, Sohn des Joseph Untermarzoner, Villanders –
                         Haus Nr. 101 „ Obermarzan“ (!), 31 Jahre alt,
                         „pro patria occisus ab hoste nempe a Bavaris et sepultus in Oberau” (zu
                        deutsch: ähnlich wie vor, begraben in Oberau ).
1809 August 5: Johann Rabensteiner, Villanders – Haus Nr. 63 „Oberkofler“, 39 Jahre alt,
                         „pro patria occisus a Bavaris et sepultus in Farn“ = Vahrn..
1809 August 5: Jakob Rabensteiner,  Villanders – Haus Nr. 186 „Offenhammer“, 40 Jahre alt,
                         „occisus a Bavaro hoste, sepultus in Oberau parochia Stilfes.“
1809 November 26: Bartolome Hofer, Villanders / Barbian – Haus Nr. 76 ( ? 70 )„Trientl“,
                         Barbian zu Winckl, 36 Jahre alt, „vulnere ab hoste Gallico accepto“.
1809 November 29: Jakob Rifesser, Villanders – Haus Nr. 16 „Obergreder“,
                         „vulnere accepto ab hoste Gallico.“ (zu deutsch: gestorben infolge einer
                        Verwundung durch einen Franzosen ).
1810: Matthias Frena, Gravetscher in Villanders, standrechtliche Erschießung [31]
 
1814 August – September ( Totenbuch fol. 267 ):
                        „Nach erhaltener Nachricht von Augenzeugen sind an den in der Schlacht zu
                        Hanau gegen die Franzosen empfangenen Wunden  (= a.d.W.) gestorben
                        folgende königlich baierische Soldaten von hier (= Villanders ) gebürtig:
                        Im Schlachtfeld:
                        Joseph Franz Fill, Sohn des Stephan Fill, Pfrader, 22 Jahre, a.d.W.
                        Im Hospital:
                        Simon Planer, Sohn des Simon Planer, Hutman im Bergwerk, 23 Jahre,
                        Valentin Johan Augschiel ( Augschel ), Schniegl, 21 Jahr,                           
                        Franz Rabensteiner, Haindlmüller,
                     Johannes Kelderer, Unterlader, 22 Jahre.“
                     Anmerkung: Die obgenannte Schlacht von Hanau am Main hat am 30./31.
                        Oktober 1813 stattgefunden, wobei die seit dem Vertrag von Ried (8.Oktober
                        1813) miteinander verbündeten Truppen von Bayern und Österreich von
                        Napoleon geschlagen worden sind. Es war dies Napoleons letzter Sieg vor
                        seinem Rückzug aus Deutschland. Bis zum Vertrag von Ried war Bayern noch
                        mit Napoleon verbündet. Tirol unterstand damals noch dem König
                        von Bayern. Die militärpflichtigen Männer Tirols mussten daher bis zum    
                        genannten Vertrag als bayerische Untertanen an den Feldzügen  Napoleons
                        z.B. nach Rußland  teilnehmen!
1816 Juni 18 ( „beerdiget 20.): Joseph Hofer, Sohn des M.Hofer, Leitner, 28 Jahre alt,
                        „Lungensucht“, „ehemals (Anm.: bis 1814 ) königlich baierischer Soldat“. 
 
 
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[1] Stefan Demetz, Villanders in vor- und frühgeschichtlicher Zeit. In: Villanders – Porträt einer Eisacktaler Gemeinde. Brixen 2001 ( im Folgenden zitiert als: Villanders 2001), S. 82 – 102; Karl Gruber, Villanders. Bozen 1989, S. 7 ff.
[2] Maria Außerhofer, Die römischen Meilensteine in Südtirol. In: Der Schlern Jg.50, Bozen 1976, S. 3 – 34, bes.
   S. 17 f. Abb.5.
[3] Franz-Heinz von Hye, Der Bischof von Brixen und sein geistliches Reichsfürstentum. In: Der Schlern  Jg. 75,
  Brixen 2001, S. 449 – 470.
[4] Karl Atz und Adelgott Schatz, Der deutsche Anteil des Bistums Trient. Bd. 3, Bozen 1905, S. 62, 220 – 239.
[5] Sepp Kußtatscher, Zur Pfarrgeschichte. In: Villanders  2001, S. 104.
[6] Karl Atz und Adelgott Schatz, a.a.O., S. 206 f.
[7] Karl Gruber, a.a.O., S. 9 ff.
[8] Derselbe, Die fürstbischöflich-brixnerische Stadt  Klausen am Eisack – Geschichte und Stadtbild. In:
    Österreich in Geschichte und Literatur Jg. 35, Wien 1991, S. 329 – 339; derselbe, Die Städte Tirols, 2.Teil:
    Südtirol = Schlern-Schriften Bd. 313, Innsbruck 2001, S. 233 – 256, bes. 237.   
  
[9] Ebenda, Abb. vor S. 249.
[10] Lara Toffoli, Das Kapuzinerkloster und seine Kunstschätze. In: 300 Jahre Kapuzinerkloster in
    Klausen. .Klausen 1999, S. 25 – 34. Die hier genannten Kunstschätze beziehen sich vor allem auf den
    erwähnten „Loretoschatz“.
[11] Siehe den obzitierten Plan von 1533.
[12] Fraz-Heinz (von) Hye, Die Städte Tirols / Südtirol, a.a.O., S. 240.
[13] Die Eingemeindung von Feldthurns wurde 1960 wieder rückgängig gemacht.
[14] Franz-Heinz v.Hye, Die Städte Tirols / Südtirol, a.a.O., S. 250.
[15] Otto Stolz, Politisch-historische Landesbeschreibung von Südtirol, a.a.O., S. 312 – 318.
[16] Elisabeth Kusstatscher, Die Freiheitskämpfe von 1809. In: Villanders 2001, S. 194 – 196. Siehe dazu auch
    Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S.453, 458, 470, 571, 610.
[17] Siehe dazu Franz-Heinz v. Hye, Die Tiroler Schützen und ihre Geschichte. 3.erg. Auflage, Bozen 2003.
[18] Johann Jakob Staffler, Das deutsche Tirol und Vorarlberg. Bd. 2, Innsbruck 1847, S. 992.
[19] Franz Kolb, Das Tiroler Volk in seinem Freiheitskampf 1796/97. Innsbruck  1957, S. 535 f.
[20] Georg Innerebner, Grenzsteine von 1547 von Guflreit bis Klausen. In: Der Schlern Jg.46, Bozen 1972, S. 360
    – 367 und S. 643. Siehe dazu auch die Geschichte dieses Bergbaues bei Johann Jakob Staffler, a.a.O., S. 987 –
    989.
[21] Karl Gruber, a.a.O., S. 21.
[22] Ebenda, S. 34.
[23] Franz-Heinz von Hye, Wappen in Tirol – Zeugen der Geschichte. Handbuch der Tiroler Heraldik. = Schlern-Schriften Bd. 321, Innsbruck  2004, S. 161.
[24] Brigitta Schölzhorn, Höfegeschichte. In: Villanders 2001, S. 370 – 416, bes. 381. Siehe auch Josef
    Weingartner, Die Kunstdenkmäler Südtirols. Bd. 2, Qien 1923, S. 267 – 269.
[25] Der Gemeinderat von Villanders hat daher 1966 den Wappenschild der einstigen Herren von Villanders als
    Gemeindewappen erwählt ( Franz-Heinz von Hye, Die Südtiroler Gemeindewapen. Bozen 2005, S. 206 f.).
[26] Thomas Summerer, Die Herren von Vilanders. In: Villanders 2001, S. 152 – 163; zu Gravetsch vgl. Alois
    Zorn, Alte Ansitze der Herren von Vilanders. Ebenda, S. 164 -168.
[27] Villanders 2001, Bd. 1, S. 193
[28] Ebenda
 
[29] Ebenda
[30] Ebenda
[31] siehe Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, S. 827

Schützenkompanie Anton von Gasteiger Villanders | Süd-Tirol
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