Dr. Anton von Gasteiger zu Rabenstein und Kobach | Villanders | Süd-Tirol CD Mut zur Treue kaufen
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Das letzte Aufgebot

Schützenkompanie Anton von Gasteiger Villanders | Süd-Tirol

Es ist wohl müßig zu fragen, wie oft die Dorfgasse von Villanders gezeichnet, gemalt oder fotografiert worden ist. Ohne Zweifel aber ist Franz von Defregger(1835-1921) der bekannteste Name unter den Künstlern, die beim Anblick diese Motiv instinktiv zu Pinsel oder Stift gegriffen haben mögen. Der aus Stronach in Osttirol gebürtige und vom bayrischen König Ludwig 2. zum Professor für Historienmalerei an der Münchner Akedamie ernannte Maler hielt sich oft in südlichen Tirol auf und war eine der schillernsten Persönlichkeiten der Klausner Künstlerrunde. Und man kann ohne weiteres annehmen, dass auch er als Zaungast eine feierliche  Prozession in Villanders miterlebt hat. Wie Werner Scholz oder Ernst Loesch. Jene faszinierte in erster Linie die von den zwei Türmen überragte Dofgasse als ursprüngliche, historrisch gewachsene architektonische Einheit, die an einen intimen Raum, wo Komunikation stattfindet, denken lässt, dieser hielt auf auf seinem Bild "Prozession in Villanders" das fest, was er sah, nämlich einen geordneten Zug von betenden Menschen, der mit Fahnen, Heiligenstatuen, Traghimmel, Schützen und Musikkapelle bedächtig durch die Dorfgasse schreitet. Ganz anders Defregger, der in seinem Gemälde"Das letzte Aufgebot"(zwei Fassungen:1872 und 1874) die Prozession zu einem Aufbruch in den Freiheitskampf "umrüstet" und die Dorfgasse zur großartigen Bühne für eine Abschiedszene macht. Auf der zweiten, besser ausgeführten und in Wien hängenden Fassung sind, wenn auch in manchen Details abgewandelt, links das Gassenschuster- und das Gassenschmiedhaus und rechts der alte Ansitz "zum Steinbock" viel besser erkennbar als auf der ersten, die sich in München befindet. Nichts heroisches geschieht, Schmerz und Beklommenheit sind nach Innen gekehrt. Verhalten und mit viel Wärme erzählt dieses große Historien-Bild vom Abschiednehmen zwischen den zur Landesverteidigung aufbrechenden Männern und den zurückbleibenden Frauen und Kinder.

 

 

Da kommen sie schon angefahren im Sturmschritt, die alten Racker und Lotter mit den krummen Rücken, Knien und Ellebögen, mit den weißen Haarstränen und den Stoppelbärten, auf den Achseln die Spieße und Sensen und Morgensterne und Stallgabeln und Hacken, gezähnte Messer auch und rostige Lanzen und Flinten. Alle in mausgrauen, abgenützten Lederhosen, alten Joppen und breiten Filzhüten. Voran marschiert der stolze Bauer, das Brennscheit umgekehrt auf der Schulter tragend und unterwegs die Weisung schnaufend - wohin und wie anpacken, zu seiner rechten trabt der Zimmermann mit einem eisenzähnigen, stahlbespitzten Schlagbrügel, der vor Zeiten schon auf die Türkenschädel niedergesaust sein soll. Ihm daneben der Richter von Villanders, dem das Recht in diesen Tagen zum Messer geworden ist. Links vom Bauer der weißbärtige Feldkaplan Gruber, in seinem mächtigen Joppensack nicht die geringste der Waffen, schleppend einen wuchtigen Brotlaib und einen Rosenkranz. Und hinter alle anderen, Wäldler und Bergler, Hirten und Holzerer, Handwerker, Knechte und Bauern, Zündler und Bergknappen. Sogar der alte Vogelhändler aus Kollman und ein Herrgöttler aus Barbian reihen sich in den Villanderer Sturmhaufen ein; jetzt brauchen die Leute keine Kanarienvögel, jetzt pfeifen die Kugeln, und keine Christusle, jetzt bluten die Tiroler. Zuschlagen heist`s jetzt. Im finsteren Ernst schreiten sie fürbaß, ihren Söhnen und Enkeln nach, die zweimal schon das Tiroler land befreit haben, das dritte Mal aber der Übermacht und List der Feinde zu unterliegen drohen.